- Votes:
- See also:
Gerhard Schone - Die Sammlung Des Blinden Herrn Stein lyrics
Als ich Kind war, da wohnte in unserem Haus
Ein Blinder, der alte Herr Stein.
Der schickte mich manchmal zum Einkaufen fort,
Manchmal lud er mich zu sich ein.
Einmal hat er mir sein Geheimnis gezeigt.
Lauter Schachteln und Dosen warn das,
Meist leer, und doch war ein Geheimnis daran.
Thrwerdet sofort hören, was:
Ref.: Die Sehenden heben sich Photos auf.
Was machte der blinde Herr Stein?
Er fing sich Geräusche, Geschichten, Musik
In Dosen und Schächtelchen ein.
Zuerst hat er mir eine Muschel gereicht.
Drin rauschte ganz ferne das Meer.
Ich hörte die Brandung und Möwengeschrei.
Dann lief durch den Sand irgendwer.
Ein Kind sang ein Seemannslied klar vor sich hin.
Herr Stein lauschte auch ganz verzückt.
"Das war ich, als ich grad so alt war wie du!",
Sprach er, "ist schon ganz schön verrückt!"
'Ne Schachtel mit Streichhölzern schüttelte er
Und machte sie'n klein Stückchen auf.
Da klang aus der Ferne Spieldosenmusik
Und Weihnachtsgesänge herauf.
Dann hörte ich Schüsse und Kindergeschrei.
Vorbei war es mit der Musik.
Herr Stein nahm mir traurig das Schächtelchen weg
Und sagte: "Ja, damals war Krieg!"
Die Sehenden...
Die Blechtabakdose des Großvaters hielt
Er mir eines Tages ans Ohr. Gerhard Schone - Die Sammlung Des Blinden Herrn Stein - http://motolyrics.com/gerhard-schone/die-sammlung-des-blinden-herrn-stein-lyrics.html
Daraus kam ein Lokomotivengeschnauf,
Geratter und Pfeifen hervor.
Dann hörte ich selbst seinen Opa erzähln:
"Mein Zug war total eingeschneit.
Da habe ich mit meiner Schaufel allein
Die Schienen von Schneeweh'n befreit!"
Erst nach einem Jahr hielt er mir eines Tags
Die liebste Erinnerung hin.
Ein zierliches, goldenes Seifenetui,
Verliebtes Getuschel darin.
Ein junger Mann spielte laut singend Klavier,
Dazu schöner Mädchengesang.
Herr Stein schnaubte laut in sein Tüchlein und sprach:
"Nur schade, es währte nicht lang!"
Die Sehenden...
Noch oft hat Herr Stein mir ein Döschen gereicht,
Schatullen und Schachteln voll Klang.
Ich brauchte kein Femsehn, so spannend war das.
Nie war mir die Zeit bei ihm lang.
Bei einem Spaziergang fiel er plötzlich um.
Man fuhr ihn zur Klinik sofort.
Ich machte am nächsten Tag einen Besuch.
Stilllag er I'm Krankenbett dort.
Die Hände zart an beide Ohren gelegt,
So lauschte er völlig betört
Und flüsterte immer: "Hörst du die Musik?"
Ich aber hab gar nichts gehört.
Die Nacht darauf starb er, die Hände am Ohr,
Als ob er noch mehr hören will.
Die Schachteln, Schatullen und Dosen jedoch,
Dieblieben seitjenem Tag still.